Jeden Tag ein Mittagessen für sieben Cent
27.05.2016"Hungrige speisen", das ist ein Werk der Barmherzigkeit. Dafür engagieren sich 25 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis 12 des Clemens-Brentano-Gymnasiums in Dülmen mit ihrer Lehrerin Ingrid Schürmann. Und nicht erst, seit Papst Franziskus das „Jahr der Barmherzigkeit“ ausgerufen hat.
Seit zweieinhalb Jahren sammeln die jungen Menschen über verschiedene Aktionen Geld für den Verein Mary’s Meals, der in zahlreichen Projekten Kindern ein tägliches Mittagessen in der Schule ermöglicht. "Wir haben einen Film gesehen und waren betroffen, wie viele Kinder an Hunger sterben", berichtet die 17-jährige Leonie Lehmkuhl. Mit ihren Mitschülerinnen hat sie überlegt, wie sie sich engagieren können. "Wir haben zum Beispiel eine Projektwoche organisiert, Waffeln gebacken oder Lose für eine Tombola verkauft. Das ist gut angekommen“, ergänzt Vivien Verley.
Für 14,50 Euro im Jahr ermöglicht Mary’s Meals Kindern in Afrika, Asien, Osteuropa und Lateinamerika ein tägliches Mittagessen in der Schule. "Das funktioniert, weil die Nahrungsmittel vor Ort in großen Mengen eingekauft werden und wir mit den Eltern zusammenarbeiten, die für die Kinder in den Schulen kochen", informiert Ingrid Schürmann. Die Lehrerin für Latein und katholische Religionslehre hat den Schülern das Projekt näher gebracht und konnte sie schnell begeistern. Die 42-Jährige kennt seit sechs Jahren die Initiative, die 2002 von dem Schotten Magnus MacFarlane-Barrow gegründet wurde. Sie ist von der Arbeit überzeugt und engagiert sich im deutschen Vorstand von Mary’s Meal. Schürmann war selbst zwei Mal in Afrika und hat die bittere Armut der Menschen kennengelernt. "Ich kann es nicht ertragen, dass wir in dieser Welt Kinder verhungern lassen", sagt sie. Mit dem Schulessen wollen die Organisatoren einen Teufelskreis durchbrechen. "Wir verbinden Bildung und Essen. Somit erhalten die Kindern in ihrem Leben eine Chance, etwas zu werden", erklärt Schürmann den Hintergrund.
Ein weiteres großes Projekt haben die Schülerinnen und Schüler des Clemens-Brentano-Gymnasiums zudem angestoßen. "Drei Mal haben wir auch mit Schulutensilien und Hygieneartikel gefüllte Rucksäcke und Tornister für die Kinder gesammelt", berichtet Elftklässlerin Nele van Horn. 181 Schultaschen sind im vergangenen Jahr zusammengekommen. "Aus dem Projekt in Malawi haben wir Fotos erhalten, wie die Kinder die Spenden in den Händen halten. Diese Rückmeldungen motivieren uns. Außerdem finden wir es gut, dass 93 Prozent der Spenden direkt in die Projekte fließen", informiert sie weiter. Ihr Projekt haben sie auf der Jugendkonferenz der Organisation im vergangenen September in Mainz anderen Jugendlichen vorgestellt.
Die Schülerinnen und Schüler, die sich am Clemens-Brentano-Gymnasium engagieren, investieren viel Zeit. "Wir sind eine Ganztagsschule. Aber die Gruppe kümmert sich in den Freistunden oder in ihrer Freizeit um ihr Projekt", würdigt Schürmann das Engagement der Jugendlichen, die mit Aktionen immer wieder dafür sorgen, dass Mary’s Meal bekannter wird. Sie hätten gemerkt, dass sie mit ihren Mitteln das Leben und die Welt verändern könnten. "Das Engagement prägt die jungen Menschen positiv. Zudem schweißt es die Gruppe über Jahrgangsstufen hinaus zusammen", ist Schürmann überzeugt.
"Was gibt es besseres zu tun, als dafür zu sorgen, dass Kinder Essen und Bildung bekommen?", fragt die 16-jährige Marlene Becker. Diese Einstellung verbindet die jungen Menschen. "Obwohl wir nicht erwachsen sind, können wir helfen und werden dafür wertgeschätzt", lautet die einhellige Meinung.
Sogar eine eigene Internetseite, die sich vornehmlich an die jungen Unterstützer wendet, hat die Dülmener Gruppe aufgebaut. Sie ist seit kurzem erreichbar unter: www.students4MM.org.
Text und Foto: Michaela Kiepe/Bistum Münster