Clemens-Brentano-Gymnasium
Dülmen
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Was ist der Mensch?

01.02.2024

Ein denkwürdiger Theaterbesuch des Deutsch-Leistungskurses

 

Am Mittwoch, den 31.01. 2024, machte sich der Deutsch-Leistungskurs der Jahrgangstufe Q1 gemeinsam mit der Kursleiterin Frau Bressem auf den Weg nach Münster, um dort nach einer Führung durch das Haus mit der Dramaturgin Edina Hojas das Theaterstück „Woyzeck“ nach dem Dramenfragment von Georg Büchner (einer Pflichtlektüre für die derzeitigen Abiturjahrgänge) zu besuchen und ein Nachgespräch mit den Darstellerinnen und Darstellern zu führen.

 

Obwohl die Deutsche Bahn einiges aufgewendet hatte, um unser planmäßiges Eintreffen am Theater zu torpedieren, gelang es uns, die gute Laune zu bewahren, allen Schwierigkeiten zu trotzen und Frau Hoyas pünktlich zu treffen, sodass wir rechtzeitig zum eigentlichen Theaterstück wieder körperlich und geistig aufgetaut waren und schon vor Spielbeginn mit einer zentralen Frage des Stücks, projiziert an einen Zwischenvorhang, konfrontiert wurden: Was ist der Mensch?

 

Einige von uns waren bereits an dieser Stelle irritiert – und dieser Zustand verstärkte sich durchaus auch zwischenzeitlich während der Aufführung. Die Aufführung bricht an vielen Stellen mit den Erwartungen der Zuschauerinnen und Zuschauer, überträgt Büchners Handlung in einen zeitlosen Raum und führt gesellschaftliche Probleme und Missstände mit hoher Gegenwartsrelevanz vor Augen: Machtmissbrauch, Ausbeutung, Diskriminierung und soziale Isolation sowie deren Folgen werden in der (hier einmal weiblichen) Figur Woyzeck anschaulich und – im positivsten Sinne – kaum aushaltbar verdeutlicht.

 

Wie wir anschließend resümierten, wird die beklemmende Wirkung wird besonders durch den Einsatz der Tontechnik sehr zielführend unterstützt und das Publikum mit allen Sinnen dazu gebracht, die Zwangslage dieses Menschen nachzuvollziehen – und letztlich mindestens Verständnis, wenn nicht sogar Sympathien für jemanden aufzubringen, der zum Mörder (bzw. zur Mörderin) wird.

 

Auch wenn das Bühnenbild nicht bei allen Anklang fand, so konnten wir dennoch im Anschlussgespräch mit den Schauspielerinnen und Schauspielern nachvollziehen, wie die minimalistische und fast apokalyptische Gestaltung mit Wippen und Hölzern nicht nur die elenden Lebensumstände veranschaulichen, sondern auch ein Sinnbild von wechselnden Machtpositionen abbilden sollte. Dieses Gespräch schloss den Abend auf gelungene Weise ab, da viele der sich ergebenden Fragen noch einmal gestellt und diskutiert werden konnten und es eine interessante Erfahrung war, die Menschen hinter den Rollen sehen und erleben zu dürfen. Für einige aus dem Kurs war dies der erste direkte Berührungspunkt mit dem Theater – sicher nicht für alle der letzte!

 

Wie sich am nächsten Morgen zeigte, waren sich in einem Punkt alle einig: Die Inszenierung ist sehr gut dazu geeignet, eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Stück anzuregen und stellt eine hervorragende Diskussionsgrundlage dar. Viele konnten ihr bisheriges Textverständnis vertiefen, neue Einsichten gewinnen und Kenntnisse erweitern – was nicht zuletzt die Lehrerin besonders freut.

 

Wir bedanken uns beim Wolfgang-Borchert-Theater und den Beteiligten, insbesondere Frau Hoyas, für diesen gelungenen Ausflug, die Zeit, die sie sich genommen hat und die geduldige Auseinandersetzung mit unseren Fragen!   

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