Clemens-Brentano-Gymnasium
Dülmen
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Na? Schlechtes Gewissen beim Klamottenkauf?

14.12.2014

Der Wirtschaftskurs in Stufe 9 setzte sich intensiv mit den verheerenden Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie auseinander und recherchierte, wie fair oder unfair unsere T Shirts, Jeans und all die anderen Kleidungsstücke hergestellt werden. Der Kurs findet, dass dies Thema alle CBG Schüler angeht.



2014-Faire-Kleidung

„Welches T-Shirt soll ich nehmen? Das teure? Oder das billigere?“ fragt sich Sabine Röder (14) beim Shoppen. Sie entscheidet sich für das billigere für 4,95 €. Doch was sie nicht weiß: Am anderen Ende der Welt sitzen Arbeiterinnen für einen Hungerlohn an ihrem T-Shirt. Denn dieses T-Shirt kostet nicht nur 4,95 €, nein, es trägt auch eine große Last an sozialen und ökologischen Kosten mit sich.

Jedes zweite Kleidungsstück, was man trägt, wurde mit der Aufschrift „Made in China“ oder „Made in Bangladesch“ versehen, denn das sind die Hauptproduktionsländer. In diesen Ländern hat die T-Shirt-Produktion einen hohen Stellenwert: Fast 76 % des Exportes kommen aus der Kleidungsproduktion. Ein wirtschaftlich wichtiger Zweig und für die Bevölkerung von großer Bedeutung. Aber wie sehen die Arbeitsbedingungen aus? Zuerst muss man klarstellen, dass die meisten Produzenten Arbeiterinnen sind, sie sitzen mehr als zehn Stunden pro Tag in der Fabrik, ganz zu schweigen von den unbezahlten Überstunden. Wenn ihnen der Lohn von 13 ct pro T-Shirt zu niedrig ist, dann ist das nicht wie hier in Deutschland, dass man streiken darf, nein, sie werden nämlich zur Arbeit gezwungen. Der Lohn von 28 bis 32 $ pro Monat reicht kaum aus, um die Familien zu versorgen, denn viele müssen die Hälfte ihres Lohnes ihrer Familie überlassen, da Kinderarbeit weit verbreitet ist und man den Eltern „Miete“ bezahlen muss für die Wohnung, von Privatsphäre in den Wohnungen kann keine Rede sein.

Viele Arbeiterinnen kennen den Begriff „Schutzkleidung“ höchstwahrscheinlich nicht. Wenn sie mit Chemikalien arbeiten, tun sie dies ohne jegliche Schutzkleidung. Deswegen wird kaum eine Arbeiterin alt, sie sterben meistens an Krebs.

Die ökologischen Kosten sind fatal. Die meisten Fabriken besitzen keine Abfangbecken für Chemikalien. Diese fließen ungehindert in die Flüsse weiter und werden wohlmöglich zu Trinkwasser. Die Luft wird verschmutzt und jede Pflanze, die dieses Schmutzwasser abbekommt, stirbt.
Ein anderer Punkt ist die Monokultur der Baumwolle, die übrigens bei Sabines T-Shirt 8 % ausmacht, also 40 ct, sie stammt aus Amerika. Dort ist der Hauptrohstoff für ein T-Shirt am günstigsten. Die Betriebe haben sich auf die Baumwolle spezialisiert, sie haben Monokulturen gebildet, das heißt: Auf riesigen Flächen wird nur Baumwolle angepflanzt. Diese wird anfälliger für Tierbefall, deswegen werden schädliche Pestizide gebraucht, die die Gene der Baumwolle verändern. Das alles wird nur gemacht, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten.

Zur Information: Der größte Kostenfaktor für Sabines Oberteil macht die Ladenmiete und die Werbung in Deutschland, mit 42,4 % aus, das sind 2,10 €.

Noch einmal zurück zu den sozialen Kosten. Auch wenn die Modeindustrie so viel Gewinn macht, in Bangladesch warten tausende Frauen auf ihre Entschädigung, aber wieso? Sie wurden am 24. April 2013 von ihrer Fabrik begraben, dem Gebäude „Rana Plaza“. Am Vortag des Unglücks wurden in der Fabrik, in der eine Bank, Läden und die Produktionsstätten untergebracht waren, Risse festgestellt. Von der Polizei wurde eine Eingangssperre verhängt, doch ca. 3000 Menschen wurden von den Fabrikbetreibern zur Arbeit gezwungen. Am 24. April stürzte dann die Fabrik um 9 Uhr ein und verletzte 2348 Menschen und tötete 1127. Die Verletzten warten nun seit über einem Jahr auf Entschädigung, aber kaum eine Firma bezahlt.

Natürlich gibt es auch Initiativen, die sich für diese Arbeiterinnen einsetzten, wie die „Fair Wear Foundation“. Hinter dieser 1999 gegründeten Organisation stehen Menschenrechtler, Kirchen und Gewerkschaften. Sie fordern z.B. keine Zwangsarbeit, keine exzessiven Überstunden, Existenzlohn statt Mindestlohn und Fabrikkontrollen. Das waren nur ein paar ihrer Forderungen. Diese Organisation hat eine Kampagne am Laufen: „Clean Clothes“, diese fordert unter anderem Arbeitsschutzstandards.

Aber wie kann ich selber, als Verbraucher, mitwirken? Man könnte auf Kleidung mit Siegeln setzen. Am besten man kauft bei geprüften Firmen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, ein. Ein Beispiel wäre Jack Wolfskin oder HessNatur. Letztere Firma verkauft hochpreisigere Ware, aber sie reduzieren ihren Gewinn und geben den Arbeiterinnen mehr. Sie achten besonders auf die ökologische Seite.
Vor dem Kauf kann man sich außerdem im Internet über die Firma informieren, z.B. auf www.cleanclothes.at/de/firmen-check oder unter www.fairwear.org. Dort findet man eine Auflistung vieler Firmen.

Also wollt ihr noch Arbeiterinnen am anderen Ende der Welt leiden lassen? Nein! Also bezahlt ein bis zwei Euro mehr für ein besseres Gewissen und eine faire Welt.

Helena Brockmann 9b, Differenzierungskurs Praxis Wirtschaft

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