Erdkunde-GK erkundet Biogas_Produktion
19.05.2025Was haben Landwirtschaft, nachhaltige Energie und Globalisierung miteinander zu tun? Der EK-Grundkurs besucht Dülmener Biomethan-Produzenten
Warum wird nachhaltig produziertes Biogas aus Dülmen in Seebrügge in Belgien zu LNG verflüssigt, obwohl die EU seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine stark auf den Import von LNG aus den USA und anderen Ländern setzt? Diese Frage stellte sich im Verlauf einer kleinen Exkursion des Erdkunde-Oberstufenkurses des CBG zum Agrarservice Möllers bzw. BWM Dülmen GmbH.
Die kurze Antwort ist, dass die politischen Rahmenbedingungen so gestaltet sind, dass das aus landwirtschaftlichen Abfällen hergestellte Gas nur Fördergelder erhalten kann, wenn es als Kraftstoff für den Verkehr eingesetzt wird. Das Gas beispielsweise direkt in Gasthermen für das Heizen von Wohnraum oder für die Stromerzeugung zu verbrennen ist auf dem bürokratischen Weg nicht möglich.
“Faktisch wird unser Gas in der nahen Umgebung verbrannt, da wir es über eine Verdichterstation in die Pipeline, die zwischen Rotterdam und dem Chemiepark Marl in ca. 300 m Entfernung zum Standort im Dernekamp verläuft, ins öffentliche Gasnetz einspeisen.” erklärt Sebastian Strock, einer der Geschäftsführer, der die Schüler*innen zunächst im Vortragsraum empfing. “Ihr könnt das mit einem Stromvertrag für Grünstrom vergleichen, bei dem ihr letzlich auch nur ein Zertifikat für den Herstellungsprozess einkauft. Der physikalische Strom kommt dabei über verschiedene Erzeuger, teilweise eben auch aus Steinkohlekraftwerken ins Haus. Wir wirtschaften hier mit Zertifikaten für Biogas im Verkehrssektor und sind damit auch von politischen und globalen Gegegenheiten abhängig.”
Nach dem einführenden Vortrag konnten sich die Schüler*innen beim Rundgang über das Gelände, das mit seinen 40 m hohen Gärbehältern eine Landmarke im Dülmener Süden ist, selbst ein Bild über den gesamten Prozess der Biomethanherstellung machen. “Die Schüler*innen haben sich im Unterricht schon theoretisch mit dem Thema Biogas beschäftigt. Hier aber mit allen Sinnen den Prozess zu verstehen, festigt das Wissen sicher nachhaltiger”, spielt Steffen Droste auf die nicht von allen begeistert aufgenommenen Gerüche der Lagerhalle an. Sebastian Strock erläutert hier die Verarbeitung von Festmist und Flüssigmist (Gülle), die vor allem aus den Kreisen Borken und Coesfeld angeliefert werden.
“In unserer Region fällt durch die hohe Zahl an Veredelungsbetrieben mehr Dünger an, als auf die Felder ausgetragen werden darf. Wir können daraus nachhaltiges Biogas produzieren und die nach dem Prozess übriggebliebenen Feststoffe sind gern gesehener Dünger in Agrarregionen ohne diese hohe Dichte an Betrieben wie z.B. in der Soester Börde”, wird den Schüler*innen die nachhaltige Kreislaufwirtschaft vor Augen geführt. So profitierten nicht nur die Landwirte aus den verschiedenen Regionen und der eigene Betrieb davon, sondern auch die Umwelt. “Bei der direkten Austragung auf die Felder würde das Gas ungenutzt in die Atmosphäre gelangen.” Für die Zukunft sei außerdem geplant, das anfallende CO2 abzuscheiden, was bei der Aufreinigung des ca. 50 prozentigem Gas aus den Gärbehältern zu einem 98 prozentigem Biogas in der Gasreinigungsanlage entsteht”.
In Kürze wird auch der zweite Erdkunde-Grundkurs der Jahrgangsstufe EF zu Besuch sein dürfen. “Wir freuen uns sehr, dass wir in unmittelbarer Nähe zur Schule einen solch perfekten Lernort für unsere Unterrichtsreihe zu nachhaltigen Energien gefunden haben”, zieht die die Fachschaft Erdkunde ein erstes Fazit und sieht weiteren Exkursionen mit den nächsten Jahrgängen entgegen.